Von Ingrid Vögele. Märchen einmal hautnah erleben: In diesen Genuss kamen alle Besucher des Broatschuaballs am Samstag in der Vöhringer Halle. Allein schon die Hallendekoration entführte in eine andere Welt. Wo sonst sitzt man unter den Schneeflocken, die aus der Decke von Frau Holle kommen und dazu noch im Rosenhag? Auch die Bierbrunnenbesucher fühlten sich unter Rotkäppchens Obhut überaus wohl. Froschkönige im Glas und Vöhringer Hexenhäuschen auf den Tischen sowie die zwei große Rapunzeltürme beidseitig der Bühne sorgten für Bewunderung. Selbst die Speisekarte wies mit „Prinzessin auf der Erbse“ Märchenhaftes aus. Und dann „war da einmal ein altes baufälliges Gebäude, genannt Turnhalle, in dem der ansässige Adel aus dem Geschlechte der Broatschua mit seinen Gästen aus Nah und Fern einen rauschenden Ball feiern konnte.“
Zunftmeister Guido Kinzel hatte in seiner Begrüßung nicht zu viel versprochen. Ein abwechslungsreiches Programm, moderiert von Mario Göttler, kam bestens an. Da wurde das vergiftete Schneewittchen trotz der Wiederbelebungsversuche ihrer Schantlezwerge doch erst von einem Prinzen wieder wach geküsst. Sogar die Kommunalpolitik aus Sicht des geplagten Bürgermeisters waren Märchen, von wegen Männerballett zur Hallenfinanzierung. Doch der Schultes in Begleitung seiner Sekretärin, seines Amtsboten und dessen Fahrrad, war über alles informiert, was die Hexen im Flecken so alles aufgeschnappt hatten, angefangen vom Elferrat, der mit der Heimfahrt nicht klar kommt, über den Flegga-Trapp, Bubi in Nachbars Flieder bis zum schönsten Ortsvorsteher im ganzen Land.
Rasant, mit Eleganz, Anmut, Schönheit und vielen Hochfiguren in ausgefeilten Choreografien boten die Showtänzerinnen ein wunderschönes Bild, noch unterstrichen durch bezaubernde Kostüme. Angetan vom Auftritt wäre man bei den „Superhelden“ von Mühlen auch bereit gewesen, an der „Kasse“ Eintritt zu bezahlen.
Die Garde aus Boll entführte charmant und gekonnt auf den Broadway nach New York. Die eigene Teeny- Garde riss geradezu mit, auf Malle zu feiern, „der geilsten Galaxy“ überhaupt.
Und die große Garde als „Firefighters“, also Feuerwehrfrauen, behielt in zahlreichen Hebefiguren wohl den Überblick über den Brand, versuchte auch zu löschen, entfachte aber eher das Feuer, nämlich das der Begeisterung. Ruhiger gestaltete sich der Brauchtumstanz der Boller Narrenzunft, nachdem sich das Publikum von den „zwoadottrigen Eiern“ überzeugt hatte.
Zuvor hatte Zunftmeister Veit Heumann alle Hästräger vorgestellt, insbesondere den Boller Uhu. Schließlich glich ihr Besuch im Märchenland Vöhringen einer Premiere. Kräftig eingeheizt hatten dann die Bodenbach Symphoniker, die Guggenmusik aus Wernau. Laut, aber nicht nur schräg, kam auch diese große lebhafte Truppe bestens an. Den Schlusspunkt setzten die Hexen, die wieder einmal mit gewagten Einzelbildern und Pyramiden eine fulminante Show boten. Gefeiert in bombiger Stimmung wurde bis in die frühen Morgenstunden, musikalisch mitreißend versorgt durch die Band „Die Wilde Hilde“.