Fasnet – Vöhringer Broatschuazunft sagt alle Veranstaltungen ab / Narrenblättle wird verkauft
Quelle: Schwarzwälder Bote, 04.01.2021 |Von Ingrid Vögele. »In diesem Jahr ist alles anders, nicht die Narren, sondern die Vernunft muss regieren«, so begründet Zunftmeister Guido Kinzel von der Broatschuazunft die Absagen.
Am Dreikönigstag wird das Narrenheim leer sein, die Bibbele werden im Stall bleiben, die Masken behalten nochmals für ein Jahr ihren Staub. Bisher waren Hexe, Schantle und Narro vom Zunftmeister und seinem Stellvertreter immer gründlich gereinigt worden – und das mit viel Publikum unter den gestrengen Augen des Broatschua und seiner Bibbele.
Der Broatschua, ein bäuerliches Vöhringer Urgestein mit großen Füßen, hat der Sage nach mit seinem breiten Schuh eine Henne samt ihrer sieben Küken zertreten. Er prangt als Wandbild an der Wand des Narrenheimes und hat alles im Blick. Eine Woche vor der eigentlichen Fasnetswoche findet normalerweise die Vöhringer Hauptfasnet statt, die am Freitagabend mit dem Hexenball eröffnet wird. Am Samstagnachmittag zeigt der Tanz- Nachwuchs aus der Region im Rahmen des Kinderballs sein Können beim Showtanz, und abends findet der Broatschuaball statt. Dessen Motto bestimmt sogar das kulinarische Angebot. Am Sonntag nach dem Zunftmeisterempfang wird die Straßenfasnet mit rund 30 Gastzünften zum Magneten für Narren und Zuschauer. Der Narrenbaum wird aufgestellt.
Am Schmotzigen erhalten die Kindergärten Besuch, die Schüler werden befreit und das Rathaus gestürmt, wobei Bürgermeister Stefan Hammer sich unversehens durch das Gastgeschenk der Narren, ein Narrenhäs, in einer ganz neuen Rolle sieht.
Nach dem anschließenden »Fleckendapp« klingt der Tag mit einer gemeinsamen Party der Bergfelder und Vöhringer Narren aus, die in der kommenden Saison in Bergfelden stattgefunden hätte. Viele Auswärtsbesuche zu Freunden füllen dann normalerweise die Zeit bis Fasnetsdienstag, wo abends die Fasnet, dargestellt durch eine Hexenfigur, auf dem Dorfplatz verbrannt wird.
So wäre es gewesen, aber die Veranstaltungen wurden abgesagt, denn »sie lassen sich nicht coronakonform durchführen, wir tragen auch Verantwortung«, war von Kinzel zu hören. Die Mitgliedsbeiträge werden für dieses Jahr um die Hälfte gesenkt.
Dennoch wird ein Hauch Fasnet durch den Ort wehen, wird es doch trotz allem das Narrenblättle geben. Seit Juni wird unter coronakonformen Bedingungen daran gearbeitet. Närrische Minigruppen werden es an jeder Haustür zum Verkauf anbieten. Der Termin steht noch nicht fest.
So eine Fasnetseröffnung mit dem Broatschua und seinen Bibbele wird es nicht geben. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder Bote