Vöhringen (iv) – Wohl einmalige Bilder zogen am Mittwochabend via Handy um die halbe Welt – verschickt von den Flüchtlingen. Denn die Narrenzunft hatte die Asylbewerber mit ihren Hästrägern besucht.
Hintergrund ist das Fasnetswochenende mit mehr als 2000 Narren im Ort. Und damit sich die Schutzsuchenden nicht erschrecken, wenn der Kanonendonner den Umzug ankündigt, wurde ihnen auf Anregung von Andrea Kopp der Sinn der Fasnet, Brauchtum und Verhalten erklärt.
Die Gruppe traf sich vor der Unterkunft, neugierige Kinderaugen blickten schon mal um die Ecke. Angeführt von Salah Seghaier öffneten sich die Türen, und im Nu war der Eingangsbereich voller Menschen. Alle Familien kamen herbeigeströmt, sofort wurden Stühle gebracht. Großes Gelächter gab es bei der Erzählung der Sage vom Vöhringer Bauern, der sieben Küken samt Henne zertrat und dem Teufel noch auf den Schwanz trat. Mit „Broatschua“ wurde auch gleich ein neues, noch unaussprechbares Wort probiert. Mit „huh“ wurde die Hexendarstellung kommentiert. War der Kreis um Elferrat und Narren anfangs noch recht weit, so wurden sie immer enger umringt. Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft waren sehr offen, gingen bei allen Erklärungen lebhaft mit und lachten viel – vor allem auch, weil es Dolmetscher Seghaier mit seiner humorvollen Art verstand, die Scheu zu nehmen.
Der Narrenmarsch schallte nun durch den Raum, die Maske wurden heruntergezogen, und die Glocken klangen im Takt. Die Kinderaugen wurden immer größer. Lachend wichen die Mädchen und Jungen zurück, als die Hexe ihr Unwesen trieb. Und dann kam der Brezelsegen. Kein Kind drängte sich vor, zögernd streckten sich die Händchen entgegen, die Erwartung war in den Mienen zu lesen. Selig wurden Süßigkeiten, Orangen und Brezeln angenommen und über das Häs gestreichelt. Ganz Mutige stellten sich fürs Foto neben das Hansele oder wogen sacht die Glocken in den Händen. Die Einladung zum Kaffee mit internationaler Unterhaltung nahmen alle gerne an. Ein freundliches „wahnsinnig“ war der Kommentar eines syrischen Bewohners.

Salah Seghaier erklärt das Hansele. Foto: Vögele
Quelle: Schwarzwälder Bote 29.01.2016 – 11:40 Uhr