Von Ingrid Vögele. Vöhringen. Das Narrenheim platzte fast aus allen Nähten, denn keiner durfte diesen wichtigen Sitzungtermin verpassen. Jeder wollte Zeuge der wichtigen Handlungen der beiden Vorsitzenden sein.
Das große Abstauben, dieses Jahr unter den Augen der Figur des Broatschua an der Wand, stand auf der Tagesordnung. Nach den launig gereimten Anweisungen des Vorsitzenden Guido Kinzel waltete der Vize Andreas Fischer seines Amtes.
Die Hexe als Gründungsfigur zählt zum Urgestein der Vöhringer Fasnet. Sie hatte die gründlichste Reinigung nötig – bei den vielen Runzeln eine Heidenarbeit. Die Augen wurden geöffnet, Mund und Nase befreit und zum Hexenleben erweckt.
Als wohltuende Massage erlebte der Narro sein Abgestaubtwerden, denn so ein „glattes G’sicht, des g’hert eifach sauber ond scheh g’richt“. Bürste und Pinsel machten sich auf den dicken Backen des Hansels zu schaffen, dem man zu seinem zehnten Geburtstag einen ganz besonderen Glanz verlieh. Da konnte der Broatschua an der Wand nochmals die Augen aufreißen, so viel Sauberkeit hat er noch nie gesehen.
Recht manierlich und sorgsam wurde der Schantle bearbeitet, nebenbei noch seine Großzügigkeit und Geschwätzigkeit gepriesen, bis „kein grauer Star“ mehr den Blick trübt und er ganz genau sieht, wem er die vielen „Bombole, Orangen ond Wirscht“ verschenkt. „Zart ond behutsam“ machte man den Broatschua sauber, „nicht, dass der guate Ma schau wieder ’s ganz Geleg verdappt“.
Alle Handlungen wurden genauestens beobachtet und mit den entsprechenden kräftigen Rufen gutgeheißen, so dass die Fasnet 2017 ohne Gegenstimmen eröffnet werden konnte. Nach den Regularien stand die Auftaktparty wieder im Zeichen eines gemütlichen Beisammenseins, mit dem man in die lange Saison startete. Die Figur des Broatschua stellt wegen dessen zehnjährigen Bestehens auch mit „Gaudi auf dem Bauernhof“ das Motto des diesjährigen Broatschuaballs.
Quelle: Schwarzwälder-Bote 09.01.2017 – 10:54 Uhr