Von Ingrid Vögele. Seit zehn Jahren bereichert die Broatschuagruppe die Vöhringer Fasnet. Eine stattliche Figur ist so ein Broatschua, genauso wie sein Pate. Er geht nämlich zurück auf den Müller und Bauer Jakob Klingele, der von 1870 bis 1940 die Obere Mühle betrieben hatte. Eine Fotografie im Bildband „Vöhringen – Wie es früher war“ zeigt ihn vor dem Scheunentor der Mühle stehend mit auffällig breiten Stiefeln. Fast scheint es, als wolle er „seine Nachfahren“ im Auge behalten. Bedächtig ist der freundliche Blick auf den Betrachter gerichtet.
Vom Einzelnen zur Gruppe
Genau diesen Ausdruck trägt die markante Maske. Er kennzeichnet das Verhalten des Broatschua. Das Häs ist identisch mit dem Bild. Sogar Details wie die schwarze Halsbinde und das Halstuch wurden vom Original übernommen. Da breite Schuhe den Broatschua auszeichnen – immerhin konnte er eine Henne samt Gelege „verdappen“ – trägt er über seinen schwarzen Feuerwehrstiefeln noch Überschuhe. Ein Leinensack, wie er zur Aussaat benutzt wurde, vervollständig die bäuerliche Figur.
Als Einzelfigur war der Broatschua seit der Gründung 1982 dabei. Er ist es heute noch, zieht den Bibbelewagen und gab der Zunft ihren Namen. Im allerersten Häs steckte Dirk Plocher. Die ersten Schuhe aus Leder fertigte für ihn Thomas Vosseler. In der Hauptversammlung im März 1983 erfuhren die Zunftmitglieder unter „Verschiedenes“ von der Anregung, aus der Einzelfigur eine Gruppe zu machen. Aber erst 2005 stellten Thomas und Silke Lange zusammen mit Reiner und Petra Lehmann den Antrag, den Broatschua aufzunehmen. Im beschriebenen Bildband wurde man fündig.
Omas Kochbuch gewälzt
Wilma Bantle und Werner Schanz suchten nach passenden Stoffen. Am Dreikönigstag 2006 wurde der Prototyp vorgestellt und genehmigt. 2007 konnte sich die Zunft zum 25-jährigen Bestehen mit einer Broatschuagruppe von zwölf Erwachsenen und vier Kindern präsentieren. Heute sind es 20 Hästräger.
„Gaudi auf dem Bauernhof“ ist das Motto des diesjährigen Bürgerballs, mit dem die Broatschua ihr Jubiläum feiern. Wer auf ein Tänzchen oder gar Akrobatisches von ihnen als Showeinlage im herzerfrischenden Programm hofft, der wartet vergeblich, denn so ein Schuhwerk sichert nur einen guten Stand.
Dafür lässt aber die Hallendekoration und die ganze Atmosphäre frühere Zeiten auferstehen und erst recht das kulinarische Angebot. Omas Kochbuch wurde gewälzt und verspricht Delikatessen vergangener Tage, handgemacht wie früher.
Der Bauer kann also bedenkenlos mit seiner Bäuerin samt Gesinde und zweibeinigem Vieh am Samstag, 18. Februar, zum Hoffest in die Turnhalle kommen.
Quelle: Schwarzwälder-Bote 14.02.2017 – 18:02 Uhr